Das Logo von Tara Rokpa und seine Bedeutung

Tara Rokpa lehrt alte Weisheit in einer modernen, zugänglichen Form. Insbesondere setzt es keine Verbindung zu Tibet oder Buddhismus voraus. Daher wundert es manche, dass das Logo unserer Methode so „tibetisch“ wirkt. Da hätte man vielleicht ein moderneres, neutraleres Logo erwartet?

Aber Akong Rinpoche, der Begründer von Tara Rokpa, war kein Mann für den schönen Schein. Ein Logo, ein graphisches Element, musste bei ihm eine Bedeutung transportieren und nicht bloß dekorativ sein – sonst könne man gleich darauf verzichten.

Das jetzige, erneuerte Logo (siehe oben im Beitragsbild) hatte er von einem Graphikdesigner nach seinen genauesten Vorgaben erstellen lassen. Als er es 2008 in London den Tara Rokpa-TherapeutInnen präsentierte, ging ein Seufzer durch die Runde – wir hatten uns tatsächlich ein modernes, schlichteres, neutraleres Logo erhofft.

Keine Chance. Akong Rinpoche hatte ein noch komplexeres Logo entworfen, unter Verwendung der Symbolik und Bildsprache klassischer tibetischer Thangkas. Und er beharrte darauf, dass wir das nun überall verwenden sollten. „Wenn wir es oft genug verwenden, dann bekommt es auch einen hohen Wiedererkennungswert, und irgendwann wundert sich auch keiner mehr“, war seine ungerührte Antwort auf unsere zögernden Einwände.

„It looks like a strawberry heart“, sagte schließlich jemand unter allgemeinem Gelächter, und der Gedanke eines „Erdbeerherzens“ brachte uns das neue Logo näher.

Was sehen wir nun im Logo?

Akong Rinpoche hatte sein Leben in den Dienst von drei Hauptbereichen gestellt: Buddhistische Lehre, humanitäre Hilfe, und heilende Aktivitäten. Kurz gesagt: Lehren, Helfen, Heilen. Zum Bereich Heilen gehörte in den letzten Jahren zunehmend auch ein Schwerpunkt auf „Heilung der Umwelt“.

Jeder Bereich brauchte ein Logo, und Akong Rinpoche wollte, dass die graphischen Symbole aller drei Schwerpunkte in allen drei Logos auftauchen, wobei das aktuelle jeweils in der Mitte in den Vordergrund gestellt wird.

Arura-Samen (Terminalia chebula) Salim_Khandoker / CC BY-SA

So sehen wir in der Mitte unseres Logos das Symbol des Heilens: Drei Samen der Arura-Pflanze, dargeboten in einer roten (Bettel-)Schale. Auch haritaki oder Myrobalan genannt, ist die Arura-Pflanze das Emblem des Medizin-Buddha.

Medizinbuddha
Medizin-Buddha (Samyé-Ling)

 

 

Der Medizin-Buddha heilt traditionell nicht nur den Körper, sondern auch Emotionen und Geist.

In diesem Sinne versteht Akong Rinpoche seine Methode auch als sems sowa rigpa – Heilkunde für den Geist.

 

 

Dann weiter im Tara Rokpa-Logo: Links von der Bettelschale mit den Medizinsamen sehen wir das Symbol für humanitäre Hilfe, Akong Rinpoches ROKPA-Organisation; und rechts davon ein stilisiertes tibetisches Buch auf einem Lotos als Symbol für die buddhistische Lehre.

Zum Vergleich: Logo von Rokpa / CC BY-SA

Beim Vergleich mit dem Logo von ROKPA, der Hilfsorganisation (Bild rechts), sehen wir dasselbe Prinzip: Dort steht das Rokpa-Symbol in der Mitte, und die drei Arura-Samen und das buddhistische Lehrbuch an den Seiten.

Dass die drei Symbole aus einem See herauswachsen, ist klassisch buddhistische Bildsprache dafür, dass etwas Teil der Welt ist, im Weltleben steht, sich aber nicht hineinziehen lässt.

Über der Heilpflanze Arura sehen wir auf einer Utpala-Blüte, auch blauer Lotos genannt, die Keimsilbe TAM. Sowohl die blaue Blüte als auch die Mantrasilbe TAM sind Symbole von Tara, der Meditationsgottheit und Schützerin Tibets – auch „Mutter aller Buddhas“ genannt. Tara (tibet. dröl-ma) ist nicht nur der Name von Akong Rinpoches Kloster in Tibet, Drölma Lhakang, sondern steht symbolisch besonders für die Befreiung des Geistes, für innere Freiheit (siehe dazu auch Akong Rinpoches Vortrag zur Bedeutung des Namens Tara Rokpa Therapie).

TARA steht dann auch in westlichen Lettern darunter. Da der Begriff ROKPA (tibet. Beistand, Begleitung) auch für die Hilfsorganisation verwendet wird, tritt er im TARA ROKPA-Logo etwas in den Hintergrund – auf den seitlichen Spruchbändern ist er bei kleiner Auflösung schlecht zu lesen.

Auch im Hintergrund hat Akong Rinpoche noch seine Signatur versteckt: Die tibetischen Silben AH und TRUL sehen wir links und rechts auf Spruchbändern, als Abkürzung für „A(kong) Tul(ku)“. Die Silbe AH ist zugleich das Siegel von Akong Rinpoche (hier als Kalligraphie).

So verstanden, kann man sich doch anfreunden mit dem komplexen Logo.

Tara Rokpa ist eben die Methode mit dem Erdbeerherz 🙂

Von Ulrich Küstner, Feb. 2020